Wartmannsroth

Wartmannsroth

Als Namensgeber für unsere Gemeinde ist Wartmannsroth  mit seinen 353 Einwohnern zwar nicht der größte aber der zentralste Ort innerhalb des Gemeindegebietes. In der Haupstraße befindet sich das Rathaus, gleich vor der Kirche. 

Name:
Wartmannsroth hieß früher auch: Wartmannsroda, Wartsmennserode, auch Waldmansrode. Der Name bedeutet die Rodung eines Wartmann oder Waldmann.

Lage: 
Wartmannsroth liegt auf einer Hochfläche in Höhe von 340 m ü.d.M.
Im Süden fallen die Berge ab zur Saale. Im Norden umschließt die Schondra im weiten Bogen nach Süden fließend die Hochfläche. Hammelburg liegt südwestlich von Wartmannsroth und ist 13 km entfernt.
Der Ort liegt an der Staatsstr. 2302 (Gemünden bis zur B  27)


Einwohner: 
1685 =   15  Hausgesessene
1830 = 280               "
1939 = 244               "
1947 = 391               "
1960 = 310               "
2001 = 380               "

Gemeindemarkung:
666,69 ha, davon
Ackerland               320,12 ha,
Wiese                     144,33 ha,
Wald                       175,75 ha,
Ödland                     10,66 ha,
Gebäude und Hof     15,81 ha.

Hauptbodenarten:

Wartmannsroth liegt auf der sogenannten Waizenbacher Buntsandplatte. Ackerland und Grünland zählen zu den sandigen Lehmböden des Buntsandsteins mittlerer Qualität. Noch vor 150 Jahren holten die Bauern zur Verbesserung ihres Bodens Holzasche aus Schweinfurt. (Hausname: Äschette – Bewohner einer Hütte, in der die Asche fein gemahlen wurde.

Schulgeschichtliches:
Ab 1738 wird hier ein Lehrer genannt. Der erste große Bau einer Schule geschah 1851. Nach Überwindung vieler Schwierigkeiten wurde sie 1857 fertig. Im Rahmen des Baues eines Gemeindehauses wurde ein Klassenzimmer eingebaut (1955 – 1957).

Geschichtliches:
Wartmannsroth liegt auf dem Gebiet der bekanntesten karolingischen Schenkung Hammelburgs an Fulda im Jahre 777. Urkundlich wird Wartmannsroth erstmals im Jahre 1165 erwähnt. Unter mehreren Einkünften, die zum Unterhalt des neuen Spitals in Fulda nötig waren, verfügte der Abt Marquard 1165, daß auch jährlich 38 Schillinge von Wartmannsroth zu zahlen seien: „In Wartmannsroth 38 Schillinge (solidos) ...... Geschehen im Jahre der Menschwerdung Christi 1165 unter der Regierung des Kaisers Friedrich (I. Barbarossa) und unserem Vogte (= weltlicher Schutzherr) Rudolf.“ (Schannat, Hist. II Nr. 72) .
Bei der Erklärung von Ortsnamen verdient die älteste Form Berücksichtigung. Nach Urkunden geordnet ergeben sich folgende Namensformen :
1165 Wartesmandesrot (unter Abt Marquard von Fulda)
1167 Waldmannsrode; Waltmanesrode (unter Abt Konrad von Aura/Saale)
1372 – 1481 Wartmannsrode --  1748 Wartmannsroth.

1167 ertauschte Abt Konrad zu Aura/Saale das Gut „Waldmannsrode“. Dieses Gut war Privateigentum und befand sich im Besitz von drei Brüdern. Der erste Teil wurde von Warmund von Fuchsstadt (Hammelburg) um 5 Talente und 2 Huben (1 Hube = 30 Morgen) zurückgekauft. Diese Flächen waren einst dem Kloster Fulda übergeben worden als Entgelt für die Aufnahme und den Unterhalt des jüngeren Bruders, der ein Geistllicher werden sollte.
Im Jahre 997 gründete Bischof Heinrich von Rothenburg in Würzburg das Stift Haug. Nach einem Verzeichnis vom Jahre 1311 besaß das Stift Zehntrecht in „Wartmannsrode“.

Die Rienecker Grafen waren seit alters die Fuldaer Schirmvögte und trugen als solche zahlreiche Fuldaer Besitzungen zu Lehen, so vor allem auch in Wartmannsroth. Sie waren aber auch die Schutzherren der Zisterzienserinnen des Klosters Schönau/Saale (1190-1554)

So verkauften 1373 am 15. März Gerhard und Gottfried, Grafen zu Rieneck, ihre Güter und Gülten u.a. zu „Wartmansrode“ an ihre Schwester Alheit, Äbtissin, und den Konvent zu Schönau 2908 Pfund weniger 7 Schillinge Heller.

Am 7. Juli 1386 verbesserte Karl von Hesseburg, Domdechant und das Kapitel zu Würzburg, die Domherrpfründe mit einem Brote, das von „ytelin Korn“ zweimal wöchentlich gebacken wurde und 4 Pfund 5 Lot wiegen sollte. Dafür bestimmten sie hierzu ihren Getreidezehnten und Zehntteile u.a. zu „Wartmansrode“.

Im 14. und 15. Jahrhundert kommt Wartmannsroth abwechselnd in den Besitz des Klosters Schönau/Saale und des Grafen von Rieneck. An dem Bauernaufstand im Jahre 1525 hat sich der Ort lebhaft beteiligt. Die Wut der Bauern richtete sich gegen die Burg Saaleck (im Würzburgischen war es die Trimburg).Das Schloß hatte seit Huttens Abzug 1523 weder eine Besatzung noch Geschütze. So war es für die Bauern ein Leichtes, sich der Burg zu bemächtigen, sie zu plündern und zu verwüsten.
Da es den Bauernhaufen an einer klaren Führung mangelte, konnten sie von ihrem Fürsten, der inzwischen seine Macht gesammelt hatte, geschlagen und aufgelöst werden. Ein Strafgericht setzte ein. Bereits am 21.Mai 1525 hatte Abtstellvertreter Johann von Henneberg in einem Brief bemerkt, daß er in den Saalgau kommen wolle „und meine Untertanen in der Cent Hammelburg und Saaleck, die mir Saaleck ausgebrannt, selbst bestrafen ....“.
Am 6. Juli 1525 traf dann der Fuldaer Landesherr mit 350 Pferden und einigem Fußvolk zu Hammelburg ein. Eine große Untersuchung begann. Am 8. Juli begann der Henker seine Tätigkeit. Auf dem Hammelburger Marktplatz wurden neun Untertanen enthauptet, darunter waren „3 Mann von Wartmannsroth“.

Der Hauswirtschaft auf Saaleck dienten drei Güter. Eines dieser Güter befand sich in Wartmannsroth und umfaßte 65 Morgen. Alle vorkommenden Arbeiten mußten durch die fronenden Untertanen verrichtet werden. „Die Wartmannsröder sein schuldig die herrschaft- lichen Felder dahier in Fron zu bauen, haben alle Art ein Tag damit zu tun und hat jeder Bauer des Tags ein halb Laib Brot. Seind auch die darauf erwachsene Frucht dahier insgesamt schuldig abzuschneiden, zu mähen, ufzubinden und selbig uf Saaleck zu führen“.

„In der Schnitternt hat ein jeder Schnitter zu Mittag die Kost von Saaleck neben einen Laiblein Brot“
„In der Ernt hat man den gesamten Schnittern eine Erntkuh schlachten oder das Fleisch kaufen lassen“. 1545 jedoch bekamen die Wartmannsröther Schnitter einen Hammel. In diesem Jahr wurde von dem Gut Wartmannsroth geerntet: 40 Malter Korn (1 Malter = 1,732 hl) und 26 Malter Haber.
Aus einer Rechnung geht hervor, daß „die zu Wartmansrod, alldo aus einem Haus zwei an Schnitt gehen, 54 Pfund (Rindfleisch) verspeiset haben“.

Mit dem Aussterben der Grafen von Rieneck, 1559, endete auch die an dieses Geschlecht geknüpfte Schirmvogtei über Fulda und alle Lehen. Alle Nutznießungen fielen an die Abtei Fulda zurück.

Damit war Fulda territorial und grundherrschaftlich alleiniger Herr in Wartmannsroth. Lediglich im Jahre 1660 erwarb das Juliusspital zu Würzburg kleinere private Rechte in Wartmannsroth.
Am 2. März 1693 erwarb der Wartmannsrother Schäfereiinhaber Georg Ullrich die hiesigen Fronfelder um 700 Gulden und „jährlich 40 Gulden fuldischer Währung als Erbzins“.

Für das Weingut hatten die Wartmannsröther Bauern die Aufgabe, das Holz für die Weinbergpfähle aus dem Schwärzelbacher Wald in Fron auf Saaleck zu fahren.

Das Saalecker Gewächs besaß schon im 16. Jahrhundert hervorragende Güte. Zur Kirchweihzeit, 1546, wurden von den bannpflichtigen Untertanen des Ortes Wartmannsroth 14 Eimer  (= 11 hl) Wein getrunken. Dazu kostete das Maß, das damals fast 2 Liter umfaßte, 10 Pfennige. Die Gemeinde mußte den Weinschenkern während ihrer Tätigkeit freies Essen und Trinken stellen, sowie deren Pferde kostenlos Futter verabreichen. Vom 17. Jahrhundert ab mußten die Kirchweihgäste auf den Genuß des Saalecker Tropfens verzichten. Die Fürstäbte beanspruchten von da an das gesamte Erträgnis für ihre Hofhaltung.

Als Abgaben mußten (1546) die Wartmannsröther Untertanen entrichten: 18 ½ Gulden 12 Schillinge Zins; 4 Malter 2 Metzen Haber; 8 Fastnachtshühner; 21 Sommerhahnen; 2 Gänse; 2 Weidhämmel; 1 Osterlammel; 1 Schönbrot zu Weihnachten; 1 Malter Schafkäs (32 Stck.);  26 Leibhühner von den Weibern. Die Wartmannsröther hatten außerdem „alle Besen, soviel deren uf Saaleck verbraucht werden .... item (ebenso) die Zaungärten und Rüststangen aus Waldungen dabei zu führen.“

1738 starben in Wartmannsroth an einer Epidemie in 2 Monaten 15 Peronen. Ähnliches wird berichtet aus den Jahren 1743/ 46/ 47/ 50/ 51/ 55/ 56/ 57/ 59/ 63. Wegen dieser Epidemien  gelobten die Bewohner zu Ehren des hl. Rochus alle Jahre am 16. August ein Amt halten zu lassen.
1802 endete die jahrhundertelange Zugehörigkeit von Wartmannsroth zur Abtei Fulda. Alle geistlichen Gebiete wurden säkularisiert. Wartmannsroth kam an den Erbprinz von Oranien-Nassau. 1810 wurde das Gebiet zu dem für Dalberg geschaffenen Großherzogtum Frankfurt geschlagen. Nach kurzer österreichischer Zugehörigkeit fällt Wartmannsroth 1816 an Bayern. 

Bis in die neuere Geschichte spielte Wartmannsroth ein stilles dörfliches Eigenleben. Abseits der Heeresstraße (Brückenau – Hammelburg) mußten meist Fuhrdienste für die streitenden Parteien geleistet werden. Unter Bürgermeister Ludwig Bischof (1925 – 1966) begann ein Aufschwung, wie ihn nicht jede Gemeinde dieser Größenordnung (300 Einwohner) erreichte. Er erschloß einen Basaltsteinbruch;
1932/33 wurde die Verbindungsstraße Wartmannsroth – Hammelburg aufgebaut.
1928/29 wurden zahlreiche Häuser das Opfer einer Brandkatastrophe, so wurde 1935 ein Dorfweiher zu einem Brandweiher umgestaltet.
Das Gemeindehaus Nr. 34 wurde im Jahre 1937 durch die Gemeinde zum Kindergarten umgebaut und wurde der Kirchengemeinde als Schwesternstation zur Verfügung gestellt. Dort ist ebenfalls der Kindergarten untergebracht.
1941 wurde das neue Feuerwehrhaus durch belgische Kriegsgefangene erbaut.
1942 Ausbau des Schweineweges durch 28 Kriegsgefangene.
1943 Kauf einer neuen Motorspritze, die bei den großen Fliegerangriffen auf Schweinfurt öfters eingesetzt werden mußte.

Im Mai 1945 erfolgte der totale Zusammenbruch der deutschen Wehrmacht. Am 5. April 1945 zogen die amerikanischen Truppen ins Frankenland ein. Teile hiervon marschierten auch durch Wartmannsroth und die Ortschaft wurde durch Fliegerangriffe und schwere Artillerie beschossen. 2 Scheunen gingen in Flammen auf. Mehrere Gehöfte wurden durch Granaten schwer beschädigt. Am 8.4.1945 wurde der Ort von den Besatzungstruppen wieder frei, nur ein ehemaliger französischer Kriegsgefangener wurde als Wachposten ernannt.
25.4.45: Stromversorgung wurde repariert.
27.5.45: Die ersten Kriegsgefangenen werden in ihre Heimat entlassen.
1949 wurde in Gemeinschaftsarbeit mit Völkersleier eine Wasserleitung gebaut.
1954 erfolgte der Bau der Friedhofskapelle.
1956/57 wurde ein vielbeachtetes Gemeinde- und Schulhaus errichtet. 

Das alte Gemeindewappen kündet von der Geschichte des Dorfes Wartmannsroth: „Im silbernen Schildhaupt das schwarze Kreuz von Fulda; darunter gespalten: vorne in Rot ein aufrecht gestellter goldener Spaten, hinten neunmal waagrecht geteilt von Rot und Gold (Wappen der Grafen von Rieneck).“

Kirchengeschichte:
Eine Kirche bestand bereits im ausgehenden Mittelalter; der Turm und das Untergeschoß der heutigen Kirche stammen aus der Zeit um 1500. Im Visitationsbericht vom Jahre 1656 heißt es: „Anno 1509, 28. Mai sind Chor und 2 Altäre geweiht worden“.
Die Kirche war dem heiligen Jakobus dem Älteren geweiht. Im gleichen Protokoll wird vermerkt, daß „Wartmannsroth“ eine Filiale von Diebach war. (In der Frühzeit seiner Geschichte gehörte Wartmannsroth zur Urpfarrei Wolfsmünster). Die alte Kirche ist 1711 umgebaut worden. Sie wurde am 13. Oktober 1748 feierlich konsekriert. Der frühere Kirchentitel wurde beibehalten und der Patron Andreas hinzugesetzt. Bereits Abt Bernhard (1623 – 1632) wollte die Diebacher Filiale Wartmannsroth zur selbständigen Pfarrei erheben, was aber aus unbekannten Gründen nicht geschah. Erst im Jahre 1737 erfüllte sich dieser Plan. Die neue Pfarrei umfaßte die Filialen: Schwärzelbach, Sippach- und Gunkelsmühle und Neuwirtshaus. Unter den Filialorten hatte nur Schwärzelbach eine eigene Kapelle gehabt.

Die Art der Fensterprofilierung an der Pfarrkirche wie auch der Wechsel von Segment- und Dreiecksverdachung an der Südseite (= Schauseite) erinnern an die Bauweise des Franziskanerbaumeisters Antonius Peyer (=Bayer) vom Kloster Frauenberg/Fulda, der auch das Schloß (die Propstei genannt) in Thulba erbaut hat.

Peyer selbst hat allerdings in Wartmannsroth nicht gebaut, da er schon 1704 starb. Die Kirche trägt über dem spitzen Chorbogen die Jahreszahl 1711. Der barocke Hochaltar mit 4 Korinthischen Säulen zeigt das Wappen des Fuldaer Fürstabtes Adolf von Dalberg (1726 – 1737) Zur Komposition des Altars (Dreifaltigkeit) gehörte wohl ursprünglich das große Kruzifix, das sich jetzt am rechten Seitenaltar befindet. Der Tabernakel hat die im Fuldaer Land häufige Form mit Ähren- und Traubenverzierung und davor gesetztem Altarkreuz. Assistenzfiguren sind die beiden Kirchenpatrone Jakobus der Ältere und Andreas.

Eine Relieffigur des heiligen Joseph aus Stuck stammt aus 1752. Der Taufstein stammt aus 1739. Die Holzfigur des hl. Michael an der nördlichen Langahauswand ist aus der Zeit um 1800. Die Monstranz wurde laut Inschrift 1780 von Pfarrer Franz Schelling angeschafft.

Baudenkmäler:
- 1 Bildstock von 1699 bei Hauptstr. 3 -
- 1Bildstock von 1781/1906 auf Feldweg nördlich der Ortschaft,
- 1 Kreuzschlepper von 1752 am Ortsausgang nach Diebach,
- Kath. Kirche – Chorturm 15./16. Jhr. Langhaus 1711,
  Kirchhofmauer mit Kreuzwegstationen mit Gußeisenreliefs  

  von 1920, zuletzt saniert im Jahre 2000;
- Steinkreuz von 1776 im Friedhof.

Flurdenkmal:
1 Bildstock von 1930, zum Gedenken an einen Autounfall für den tödlich Verunglückten errichtet.

Sitten und Bräuche von einst und jetzt:
Neujahr:  Kinder gehen von Haus zu Haus und wünschen Glück. Dafür erhalten sie kleine Geldgeschenke.
Ostern:    Die Ministranten, die den ANGELUS klapperten, erhalten am Karsamstag Eier.     
Hochzeit: Es wird gehemmt. Der Bräutigam kauft sich durch Geldauswurf frei.
Es wird gestemmt - Burschen klopfen mit langen Stecken an das Küchenfenster und erheischen milde Gaben. Manchmal kommt stattdessen auch Wasser.
 

Kirchweih:
Nach einem Zug durch das Dorf werden die Sünden der einzelnen Dorfbewohner in Gedichtform öffentlich bekanntgegeben.

Ausführung zum Siegel der ehemaligen Gemeinde Wartmannsroth:

Artikel über die Ausführung zum Siegel

Quelle:

Texte von Werner Eberth, Bad Kissingen, Kulturreferent des Landkreis Bad Kissingen

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